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Wuchtl

Wie ich einmal in Mallorca war ...

 

Wuchtl (Leseprobe)

Der Wuchtl vom Tumm war ein Dobradchow. Sein Vater war Kind einer Doberfrau und eines Labradors, Wuchtls Mutter war eine Chow-Chow. Vom Großvater väterlicherseits hatte Wuchtl die treu blickenden Augen geerbt, von seiner Oma die athletische Figur und von der alten Chow-Chow-Familie die blaue Zunge, die sich grün färbte, wenn wir den Wuchtl mit Eierlikör tränkten. Der Sebastian Tumm, der bei uns in Paslam den Edeka-Markt betreibt, hatte sich seinerzeit den noch ganz kleinen Wuchtl aus dem Tierheim in Schliersee geholt, damit der Hund nächtens das Geschäft bewacht. Und der Wuchtl entwickelte sich rasch zu einem Wachhund, wie ihn jeder Einbrecher erträumt! Während Wuchtls beinahe 17 Jahre andauernder Regentschaft als Chef und einziger Angestellter des Sicherheitsdienstes vom Edeka-Tumm wurde 19mal in den Kaufmannsladen eingebrochen - und nicht ein einziges Mal hat der Wuchtl durch übereifriges Anschlagen die Nachtruhe der Paslamer Bürger gestört! Er war ein intelligenter Hund, der intuitiv sehr wohl abwägen konnte zwischen dem vergleichsweise geringen und nur materiellen Wert einiger Stangen Marlboro und einzelner Flaschen Enzian - viel mehr wurde dem Tumm nie entwendet - und dem heiligen Schlaf seiner zweibeinigen Dorfmitbewohner. Überhaupt hat man den Wuchtl so gut wie niemals bellen gehört. Nicht einmal ein Jaulen, Knurren oder auch nur ein Winseln hat man jemals von ihm vernommen. So ruhig war er, der Wuchtl, den jeder Mensch in Paslam gern hatte, dass man ihn sogar sonntags bei der Frühmesse in St. Elke duldete. Selbst die gelegentlich schrillen Dissonanzen unserer renovierungsbedürftigen Orgel und der nicht immer tonsichere Gesang des Prälaten Wimmerl konnten den Wuchtl aus der Ruhe bringen oder gar zum Bellen oder hundetypischen Jaulen verleiten. Er verschlief den Gottesdienst auf dem Boden neben der Bank, in der sein Herrchen saß, sang und betete. Nach der Messe fanden sich dann Herr und Hund zum gemeinsamen Frühschoppen beim Ochsen ein, wo der Basti eine oder zwei Weiße trank und der Wuchtl vom Ochsen-Toni mit einem Schälchen vom Gelben bewirtet wurde (...)

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Wie ich einmal in Mallorca war (Leseprobe)

(...) Und der erste Prominente, den der Gottschalk auf die Bühne kommen ließ, war ausgerechnet und niemand anderes als der Günther Jauch, und der hatte auch eine hirschlederne Hose an und sah beinahe so schlimm aus wie der Gottschalk. Na, die beiden haben sich dann aufs Sofa gesetzt und begonnen, das zu tun, was sie am besten können, nämlich dummes Zeug zu erzählen, und mir wurde das Ganze immer mehr zuwider, und während noch die erste Wette lief, deren Pate der Jauch war, und bei der jemand den Beweis antreten wollte, dass er in der Lage sei, hundert alkoholfreie Biere am Geschmack zu erkennen, wobei mir geradezu übel wurde, die aber dann zum Glück gründlich schief ging, die Wette, und der Jauch somit, weil er es seinem Paten zugetraut hatte, als Gegenleistung eine Stunde an einer Autowaschstraße die Autos vorwaschen musste, und zwar bekleidet mit einem Taucheranzug, was ich ihm schon gegönnt habe, dem Schaumschläger, dem windigen, während also diese Wette noch lief, verfluchte ich innerlich die Marie, dass sie die Karten für diese idiotische Veranstaltung gekauft und sogar bezahlt hatte, und dachte, dass es dagegen beinahe eine Erholung wäre, den Petry zu hören im Bierkönig.

Ja, und dann bat der Gottschalk den zweiten Prominenten auf die Bühne, und unter frenetischem Beifall nicht nur der -zigtausend Zuschauer sondern auch meiner Marie und dem Ferdl seiner Kati, sowie zu den Klängen von "Hölle-Hölle-Hölle" kam der Wolfgang Petry auf die Bühne. Ja, und da war es ganz mit mir aus. Ich sagte zur Marie, dass mir das nun zu dumm sei, und dass ich jetzt sofort diesen unseligen Platz verlassen und mir in der Nähe eine gemütliche Bierbar suchen würde, in der sie mich nach der Sendung abholen könnte, und stand schon auf und wollte gehen, aber die Marie und die Kati zogen mich wieder herunter, und während der Gottschalk etwas sagte, dass er für die nächste Wette eine Unterstützung aus dem Publikum bräuchte, und welcher kräftige Herr denn Mut und Interesse hätte, auf die Bühne zu kommen, erhob ich mich gerade wieder und sagte - nun schon recht erbost - zur Marie, dass es eine mistige Idee gewesen sei, hierher zu kommen, in diese idiotische Sendung, und dann sagte der Gottschalk, ah, da habe sich schon jemand gefunden, und plötzlich wurde ich von Scheinwerfern angestrahlt, und alle Menschen klatschten, und auch die Marie und die Kati, und sogar der Ferdl, was ich ihm schon ein wenig übel nahm, und ich wollte erst gar nicht, aber dann zog es mich geradezu.

Ja, und dann saß ich auf dem Sofa, und der Petry begrüßte mich und wirkte unerwartet sympathisch, und ich wollte auch freundlich sein und ihm grade sagen, ja, dass wir ihn am Vorabend im Bierkönig gehört hätten, und dass er eine Pfundsmusik machen täte, und da hat mich aber der Jauch unterbrochen und wieder gesagt, er kenne mich doch irgendwoher, und ich sei doch schon einmal bei ihm gewesen und hätte die Sendung geschmissen, und ich sei doch der aus Passau. Und dann sagte ich zum Jauch, er hätte recht, aber wiederum auch nicht, weil ich zwar einmal mit meinem besten guten Freund in seiner Sendung gewesen zu sein das zweifelhafte Vergnügen gehabt habe, aber nicht aus Passau komme, sondern aus Paslam, und dann schaute der Jauch so, wie er gerne schaut und sagte, ach ja, und er erinnere sich, dass ich von der Paslamer Kirche erzählt hätte, die ja wohl St. Erna hieße. Und dann ist mir der Kragen geplatzt, und ich habe zum Jauch gesagt, wenn er nicht hinter seinem alleswissenden Monitor säße, wäre er noch viel dümmer als ohnehin schon, und warum er nicht einfach einmal sein dämliches Maul geschlossen halten würde - das heißt, ich sagte nicht "Maul", sondern gebrauchte ein kräftiges, bayrisches Synonym - und dass er mit seinen Steckerlbeinen in der Lederhose aussieht wie die Karikatur eines Bayern.

Na, und da fiel mir der Gottschalk ins Wort, und sagte, er ließe es nicht zu, dass hier jemand seine Gäste beleidigte, und ich sagte, ja, da wären ja die zwei rechten Bazi beisammen, und einer sähe scheußlicher aus als wie der andere und rede mehr dummes Zeug, und sie beide wären überhaupt eine Schande, vor allem der Gottschalk, und zwar für Bayern, wohingegen der Jauch, auch wenn er sich gerne bayrisch gibt, ja aus Westfalen käme und in Berlin aufgewachsen sei, was nun und überhaupt wohl die schlimmste Form von Preußentum sei, und daraufhin brach im Zuschauerraum ein Sturm der Entrüstung los, weil nämlich sehr viele Berliner und eine ganze Reisegruppe aus Münster zugegen war, und der Gottschalk legte eine Hand beschwichtigend auf meine Schulter und ich schlug sie fort, und schrie ins Publikum, dass sie überhaupt alle rechte Hirschen wären, wenn sie so viel Geld ausgeben täten um solche Deppen auf der Bühne zu sehen, und dann stürmte das Publikum die Bühne, und es begannen erste Handgemenge und Raufereien, und Kameras stürzten um und gingen zu Bruch, während sich die Kameraleute hinter die Kulissen flüchteten, und erste Fäuste flogen, und "Wetten, dass!" begann allmählich, mir zu gefallen, und dann (...)

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Jörg Borgerding:Paslam
Nächste Abfahrt Paslam
Kreuzau: Auslesen-Verlag 2010
ISBN 978-3-939487-11-1
193 Seiten 12,90 € (D)

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