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Paslam, Bayern

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455 Tage

Kakerlaken, Malaria & Banditen

Paslam, Bayern

Kühlschrank zu verschenken und andere Katastrophen

Graubert - Teil 1

Graubert - Teil 2

Graubert - Teil 3

Ernie Erpelgrün

Ernie Erpelgrün rettet die Welt

 

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455 Tage

Leseprobe:

 

"Mögen Sie Hunde, Herr Borgerding?"
Zum ersten Mal seit ich ihm vor ein paar Wochen vorgestellt wurde, sprach mich der Oberfeldarzt direkt an. Ich war gerade dabei, meinen ersten Lügenbericht zu schreiben, eine Statistik über die Krankmeldungen unserer Einheit zum Bericht an den übergeordneten Divisionsarzt.
"Und haben sie einen Hund, Herr Borgerding?", fragte er weiter, nachdem ich seine erste Frage - nicht ganz wahrheitsgemäß - mit einem stummen Kopfnicken bejaht hatte. Nein, ich hätte keinen, aber die Eltern meiner Freundin, die hätten einen. OFAs Augen wurden größer.
"Ach, und was für eine Rasse?", erkundigte er sich.
Keine Rasse, ein Blacky, eben. Von allem etwas. Klein, zauselig und verspielt. Versonnen blickte der Brigadearzt über mich hinweg aus dem Fenster, vor dem eine sprießende Birke stand. Er seufzte.
"Ich hätte gerne einen Hund, Herr Borgerding, einen süßen kleinen Hund. So wie den Blacky ihrer Freundin!" Er drehte sich um und verließ mit einem "Wuff" mein Dienstzimmer.

Der Soldat Chranowski war ein wenig beschränkt, um es vorsichtig auszudrücken. Er war klein, er war dick, um nicht zu sagen: fett. Debilität zeichnete sein Gesicht: den Mund immer ein wenig geöffnet, die Unterlippe weit vorgestreckt. Immer und immer wieder, wenn eine Portion Speichel kurz davor war, ihm aus dem Mund zu tropfen, zog er den Speichel saugend durch die Zähne zurück in den Mund und schluckte ihn hinunter. Chranowski war linkisch, tollpatschig und somit einer unserer besten Kunden. Ihn, der weder Schulabschluss noch Berufsausbildung vorweisen konnte, hatte das zuständige Kreiswehrersatzamt auserkoren, als Hilfsmechaniker in der Autowerkstatt unseres Instandhaltungszuges tätig zu sein. Dort, in den Hallen, die wir auch außerhalb der Dienstzeiten privat nutzen durften, um zum Beispiel den Unterboden unserer PKW auf der Hebebühne zu kontrollieren, fiel ihm häufig etwas auf den Fuß. Er stolperte und schlug sich die Hände und die Knie auf. Er reichte dem unter einem Auto liegenden Mechaniker Werkzeug und stieß sich den Kopf blutig. Er fasste an ein frisch verschweißtes Stück Metall und verbrannte sich die Handfläche. Nach Dienst trank er gern und viel. Er sprach wenig, er grinste ständig. Den Spott, den die Kameraden mit ihm trieben, nahm er scheinbar ungerührt hin. Mit Ohrenschmerzen hatte Chranowski sich zur Arztstunde gemeldet. Dr. Hartmann leuchtete ihm in die Gehörgänge und verschrieb eine Ohrspülung. "Warte draußen bis nach der Arztstunde, dann machen wir das!", erklärte ich Chranowski. Der sog Speichel ein und ging wortlos ins Wartezimmer. Als Dr. Hartmann seine Tasche genommen und den Behandlungsraum verlassen hatte, rief Conti Chranowski herein.
"Ach herrje, Chranowski!", entfuhr es Conti. Entsetzt blickte er in dessen Patientenpapiere. "Bei deiner Einstellungsuntersuchung wurde keine Springertauglichkeitsprüfung gemacht, oder?" Chranowski sog Speichel und zuckte mit den Schultern. "Na, macht nix, das holen wir jetzt nach. Muss jeder machen, egal ob er zu den Fallschirmjägern kommt oder nicht. Also:" Conti schob Chranowski einen Stuhl hin. "stell dich da rauf und spring runter!" Chranowski grinste, sog Speichel und tat, was Conti sagte. "Das war schon gut! Jetzt noch mal mit geschlossenen Augen, um zu sehen, ob du auch nachtsprungtauglich bist!"
"Conti...!", ermahnte ich den Kasper.
"Misch dich nicht ein, Muschkote!", rief mir Ziolkowski zu, der das Ganze amüsiert verfolgte. Mittlerweile war Chranowski wieder auf den Stuhl gestiegen. "Halt dir die Hände vor die Augen und spring!", kommandierte Conti. Chranowski hielt die Hände vor die Augen, sprang, verlor beim Aufkommen das Gleichgewicht und fiel hin. "Nicht nachtsprungtauglich, leider!", stellte Conti mit gespieltem Bedauern fest. "Und jetzt die Ohrspülung, Chranowski!", forderte Ziolkowski den Kameraden auf, nachdem der sich hochgerappelt hatte. "Setz dich auf den Stuhl und leg den Kopf auf die linke Seite! Noch weiter runter den Kopf - noch weiter! So ist's gut!" Dann träufelte Ziolkowski dem Tölpel die vom Arzt verschriebene Lösung ins rechte Ohr. "So, und jetzt nimm die!", sagte Conti und reichte Chranowski eine Nierenschale. "Die halte dir unters linke Ohr, damit die Ohrenspülung nicht auf den Fußboden tropft, wenn sie zum anderen Ohr hinausläuft!" Chranowski tat, was Conti ihm sagte.
"Ihr seid zwei Riesenarschlöcher!", sagte ich leise. Die beiden grinsten mich an. Ich verließ das Behandlungszimmer und machte mich an die Schreibarbeiten in der G-Kartei.

 

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Kakerlaken, Malaria & Banditen

Leseprobe:

 

"Hallo! Kommen Sie doch hierher! Zu uns! Ein Stuhl ist noch frei!" Es war Bruno, der Cuxhavener, der ihn so freundlich aufforderte, sich zu ihm und den Damen zu gesellen. Seine Frau und deren Begleiterin waren wieder sehr elegant gekleidet, mit schicken Blusen und geschmackvollen Bermudas. Auch Bruno wahrte Stil, trug ein weißes Leinenhemd und blaue Shorts. Hochstraat war es etwas peinlich, sich in seinem Aufzug dazu zu setzen, T-Shirt, Sandalen und: Badehose. Er entschuldigte sich auch sogleich bei den drei Norddeutschen für sein Outfit.
"Ach, das macht doch nichts!", wischte Bruno Haralds Entschuldigung mit einer großzügigen Geste fort.
"Schauen Sie sich doch mal um, wie die anderen rumlaufen", ergänzte Gerda, und fügte hinzu: "Die meisten der anderen Gäste treten doch noch viel legerer auf! Viele Frauen nur im Bikini. Und den wenigsten davon steht er gut!"
"Dass es so große Bikinis überhaupt gibt!", bekräftigte Harald Gerdas Meinung, was diese lachend hinnahm.
"Und viele Männer laufen noch schlimmer rum - nur in Badehose!", ergänzte Bruno.
"Und einige von denen bräuchten nicht mal eine Badehose. Die dicken Bäuche hängen so weit runter, dass es sowieso nichts zu sehen gäbe!", erklärte Hildi ein wenig trotzig.
"Hildi - also wirklich...!", entfuhr es Gerda ob dieser losen Äußerung ihrer Freundin. Bruno lächelte klammheimlich und freute sich, dass er immer noch recht gut in Form war.
"Sagen Sie mal, Herr ...", setzte Bruno an.
"Hochstraat. Harald Hochstraat. Aber sagen sie ruhig Harald zum mir!", fiel Hochstraat ihm ins Wort.
"Gut. Also sagen Sie, Harald, es geht mich ja nichts an, aber ihr Auge..." Brunos Damen unterstützten die Anfrage durch ihre Blicke. Harald sah sich links und rechts im Restaurant um, senkte den Kopf ein wenig, und verkündete leise, mit Verschwörermiene: "Ich sagen Ihnen: Proleten! Italienische Proleten, wohin Sie blicken! Glauben Sie mir, ich habe nichts gegen Ausländer! Überhaupt nichts!" Bruno, Gerda und Hildi nickten verständnisvoll. "In meiner Firma, also: in dem Unternehmen, in dem ich arbeite, sind sogar Türken beschäftigt. Und ein Grieche ... oder ist Manuel Portugiese...? Na, egal - was ich sagen wollte: jeder Ausländer, der sich als Gast, in dem Land, in dem er sich aufhält, so verhält, wie man es von einem Ausländer, also einem Gast,... versteh'n Sie?"
Bruno übernahm das Wort: "Natürlich, Harald, das müssen Sie uns nicht erzählen! Schließlich sind wir ja auch von Zeit zu Zeit Ausländer, nicht wahr? Hier, in Mexiko, zum Beispiel!"
"Eben!", bestätigte Harald. "Nur, wir als Deutsche wissen eben, wie man sich als Gast in einem fremden Land zu verhalten..." Die weiteren Worte gingen in dem Tumult unter, der am Nebentisch entstand. Ein junger, schmächtiger, höchstens siebzehn Jahre alter Restaurantangestellter, dessen Aufgabe darin bestand, das schmutzige, nicht mehr benötigte Geschirr von den Tischen einzusammeln und die Tische zu reinigen, hatte versehentlich ein halbvolles Glas Orangensaft umgestoßen. Der Saft ergoss sich über den Tisch und die weiße, kurze Hose eines Gastes, der mit Frau und einem anderen, offensichtlich befreundeten Ehepaar am Nebentisch saß. "Kannst du nicht aufpassen, du Knalltüte?", brüllte der Bekleckerte den kleinen Mexikaner an. "Bist du zu dämlich, Geschirr abzuräumen? Dann verkriech dich in deine Holzhütte und jag' Kakerlaken, du Klapskopf, du dämlicher! Sieh dir meine Hose an! Sieht aus, als hätte ich sie vollgepisst!" Sein Gesicht war knallrot angelaufen. "Bitte beruhige dich, Wolf-Rüdiger!", bat ihn seine Frau.
"Also wirklich, Herr Doktor Mellinger!", bekräftigte dagegen der andere Herr den Zornesausbruch des Rasenden. "Es ist schon erstaunlich, was man sich hier bieten lassen muss!", und ergänzte sehr laut, den beschämten, schwer gedemütigten Tellerträger böse ansehend: "Steht da, und hält Maulaffen feil, der Bengel! Nicht mal "Entschuldigung" kann er sagen! Das ist wohl zu viel verlangt von diesem Volk, dass es wenigstens ein paar Worte in der Sprache seiner Gäste beherrscht!" In diesem Moment kam ein weiterer Angestellter hinzu. Ein sehr dunkelhäutiger Mexikaner, groß und kräftig gewachsen, mit einem anthrazitfarbenen Anzug bekleidet. Ohne sich zu erkundigen, was geschehen war, begann er, leise zischend auf den armen Schammes einzuschimpfen, woraufhin sich jener mit tränenfeuchten Augen entfernte. Der leitende Angestellte machte zahlreiche Bücklinge vor den erregten Gästen, bat, in fließendem Deutsch, die Ungeschicklichkeit des Jungen zu entschuldigen, und versicherte, dass die Hotelleitung selbstverständlich für den Schaden aufkommen würde.
Harald, Bruno und die Damen steckten wieder ihre Köpfe zusammen. Bruno legte die Stirn in Falten: "Na ja, also die meisten Deutschen wissen zumindest, wie man sich im Ausland zu verhalten hat!"

 

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Wie ich einmal einen Urlaub mit alles Inklusive gemacht habe

Leseprobe:

 

Als wir dann nach dem Essen in der Poolbar saßen, wo die Marie einen Espresso und ich ein Efes trank, während die Kinder die zahlreichen Sorten der bunten Kindercocktails, die es alles Inklusive gab, probierten, kam ein blonder Wikinger zu uns an den Tisch. Er sprach ein kaum verständliches Hochdeutsch und sagte, er sei der Nils und er sein ein Animateur, der wo die Kinder betreuen täte, und er käme aus der Nähe von Hannover, weshalb ich ihm sagte, dass wir unsere Kinder lieber selbst betreuen würden, was aber die Marie nicht fand und diesen niederen Sachsen sogar aufforderte, an unserem Tische Platz zu nehmen. Und es entgingen mir nicht die begehrlichen Blicke meiner Gattin, mit der sie diesen Hirschen, diesen blauäugigen, anhimmelte. Natürlich war auch dieser hünenhafte Mensch ein Angestellter der UTI, und ich schwor mir, sollte ich jemals wieder woanders hin als an den Königssee reisen, so täte ich das nicht wieder mit der UTI. Jedenfalls nahm der Nils aus Hannover dann den Ludwig und die Liesl zu lustigen Spielen mit den anderen Urlauberkindern mit, während die Marie sich wieder und nahezu unbekleidet an den Strand in die Nachmittagssonne legte, und ich im Schatten eines Baumes einen Nachmittagsschlaf hielt.

Zwei Stunden später weckte mich meine Frau aufgeregt. Ihre Hautfarbe erinnerte mich nun an die von Indianerinnen in alten Technicolor-Filmen. Es hätte der Nils unsere Kinder zurückgegeben, so die Marie, und es wäre ihnen nicht gut, den Kindern. Sie hätten noch die ersten beiden Plätze beim Nutellabrotwettessen belegen können, dann aber schlapp gemacht. Und so sahen sie auch aus, meine Kinder. Na, wir haben sie dann sofort aufs Zimmer gebracht, wo, gerade angekommen, das große Speien begann. Neben- und übereinander knieten, hockten und kauerten Ludwig und Liesl vor dem Klo und kotzten, dass es ein Herzerbarmen war! Lauthals verfluchte ich den hannoveranischen Sauhund, der das meinen Kindern angetan hatte, aber wunderbarerweise nahm meine Marie den Adonis in Schutz, er hätte ja nicht wissen können, dass der Wiggerl und die Liesi schon so viel Nachtisch gehabt hätten. Und dann, die Kinder waren mit dem Speien fürs erste fertig, begann Marie sehr blass unter ihrer feuerroten Haut zu werden und zu schwitzen wie ein Kellner im Wiesenzelt, wenn's voll ist. Und dann wurde es auch ihr übel. Sie konnte sich kaum auf den zittrigen Beinen halten und schaffte es nicht mehr ganz bis zum Klo. Ja, Mahlzeit. Ich hab die Schweinerei dann aufgewischt, während die Marie noch die Schüssel umarmte. Dann sagte sie, ich solle den Hotelarzt rufen. Ich aber sagte, wir brauchten keinen Arzt nicht. Sie hätte einen Sonnenstich und die Kinder hätten sich überfressen, da hülfe am besten eine Bettruhe bei geschlossenen Vorhängen und eine Schonkost. 1-2 Tage, und sie wären wieder gesund wie nur was, auch ohne einen Doktor. Aber die Marie hat auf den Arzt bestanden, und so rief ich ihn dann an. Der kam auch bald. Es war ein türkischer Doktor, was man am weißen Kittel und an den vielen ö und ü in seinem Namen sehen konnte. Der untersuchte zunächst die Kinder und dann die Marie. Dann diagnostizierte er, dass die Kinder sich überfressen hätten und die Marie an einem Sonnenstich laboriere, und da sei in allen drei Fällen eine Bettruhe bei geschlossenen Vorhängen und eine Schonkost für die nächsten 1-2 Tage angezeigt. Dann schrieb er eine Rechnung über 120 €, die ich sofort bezahlen musste. Ich fragte ihn noch, ob er bei der UTI angestellt sei, das war aber nicht der Fall.

 

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Paslam, Bayern. Teil 1. der Paslamer Geschichten

Wie ich einmal einen Urlaub mit alles Inklusive gemacht habe

Leseprobe:

 

Als wir dann nach dem Essen in der Poolbar saßen, wo die Marie einen Espresso und ich ein Efes trank, während die Kinder die zahlreichen Sorten der bunten Kindercocktails, die es alles Inklusive gab, probierten, kam ein blonder Wikinger zu uns an den Tisch. Er sprach ein kaum verständliches Hochdeutsch und sagte, er sei der Nils und er sein ein Animateur, der wo die Kinder betreuen täte, und er käme aus der Nähe von Hannover, weshalb ich ihm sagte, dass wir unsere Kinder lieber selbst betreuen würden, was aber die Marie nicht fand und diesen niederen Sachsen sogar aufforderte, an unserem Tische Platz zu nehmen. Und es entgingen mir nicht die begehrlichen Blicke meiner Gattin, mit der sie diesen Hirschen, diesen blauäugigen, anhimmelte. Natürlich war auch dieser hünenhafte Mensch ein Angestellter der UTI, und ich schwor mir, sollte ich jemals wieder woanders hin als an den Königssee reisen, so täte ich das nicht wieder mit der UTI. Jedenfalls nahm der Nils aus Hannover dann den Ludwig und die Liesl zu lustigen Spielen mit den anderen Urlauberkindern mit, während die Marie sich wieder und nahezu unbekleidet an den Strand in die Nachmittagssonne legte, und ich im Schatten eines Baumes einen Nachmittagsschlaf hielt.

Zwei Stunden später weckte mich meine Frau aufgeregt. Ihre Hautfarbe erinnerte mich nun an die von Indianerinnen in alten Technicolor-Filmen. Es hätte der Nils unsere Kinder zurückgegeben, so die Marie, und es wäre ihnen nicht gut, den Kindern. Sie hätten noch die ersten beiden Plätze beim Nutellabrotwettessen belegen können, dann aber schlapp gemacht. Und so sahen sie auch aus, meine Kinder. Na, wir haben sie dann sofort aufs Zimmer gebracht, wo, gerade angekommen, das große Speien begann. Neben- und übereinander knieten, hockten und kauerten Ludwig und Liesl vor dem Klo und kotzten, dass es ein Herzerbarmen war! Lauthals verfluchte ich den hannoveranischen Sauhund, der das meinen Kindern angetan hatte, aber wunderbarerweise nahm meine Marie den Adonis in Schutz, er hätte ja nicht wissen können, dass der Wiggerl und die Liesi schon so viel Nachtisch gehabt hätten. Und dann, die Kinder waren mit dem Speien fürs erste fertig, begann Marie sehr blass unter ihrer feuerroten Haut zu werden und zu schwitzen wie ein Kellner im Wiesenzelt, wenn's voll ist. Und dann wurde es auch ihr übel. Sie konnte sich kaum auf den zittrigen Beinen halten und schaffte es nicht mehr ganz bis zum Klo. Ja, Mahlzeit. Ich hab die Schweinerei dann aufgewischt, während die Marie noch die Schüssel umarmte. Dann sagte sie, ich solle den Hotelarzt rufen. Ich aber sagte, wir brauchten keinen Arzt nicht. Sie hätte einen Sonnenstich und die Kinder hätten sich überfressen, da hülfe am besten eine Bettruhe bei geschlossenen Vorhängen und eine Schonkost. 1-2 Tage, und sie wären wieder gesund wie nur was, auch ohne einen Doktor. Aber die Marie hat auf den Arzt bestanden, und so rief ich ihn dann an. Der kam auch bald. Es war ein türkischer Doktor, was man am weißen Kittel und an den vielen ö und ü in seinem Namen sehen konnte. Der untersuchte zunächst die Kinder und dann die Marie. Dann diagnostizierte er, dass die Kinder sich überfressen hätten und die Marie an einem Sonnenstich laboriere, und da sei in allen drei Fällen eine Bettruhe bei geschlossenen Vorhängen und eine Schonkost für die nächsten 1-2 Tage angezeigt. Dann schrieb er eine Rechnung über 120 €, die ich sofort bezahlen musste. Ich fragte ihn noch, ob er bei der UTI angestellt sei, das war aber nicht der Fall.

 

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Max.190 und andere Merkwürdigkeiten

Leseprobe:

 

Abenteuer in der Grünen Lunge

Heute führte mich mein Mittagsspaziergang wieder einmal zwischen die akkurat gestutzten Hecken und über die sauber geharkten Kieswege der Kleingartenkolonie "Grüne Lunge". Ein ICE donnerte mit wahnsinniger Geschwindigkeit über den nahe gelegenen Bahndamm, die Sonne schien vor sich hin, und mir war im Herzen froh. Da überkam mich etwas Eigenartiges, etwas lange nicht mehr Gekanntes, fast Vergessenes, das mich dazu trieb, auf der Stelle in den Knien ein wenig nachzugeben und den Oberkörper nach schräg links vorne zu beugen. Ich drosch auf eine imaginäre Stromgitarre ein, schüttelte mein ebenso imaginäres Haupthaar, zuckte rhythmisch mit dem Becken und sang, lauter als ich kann:

I am the passenger
And I ride and I ride
I ride through the city's backside
I see the stars come out of the

Weiter kam ich nicht. Drei mit Heckenschere, Blattlausgiftspritze und einer zum Knüppel zusammengerollten "Bild am Sonntag" bewaffnete Schrebergartenmilizionäre stürzten sich auf mich, zwangen mich bäuchlings auf den sauber geharkten Kiesweg, knebelten mich mit einem Maulwurf (talpa europaea) und fesselten meine Hände und Füße mit grünem Band. Dann trugen sie mich zur Ein- bzw. Ausgangstür ihrer Kolonie und warfen mich "auf drei!" über die gut zwei Meter hohe Pforte aus ihrem Paradies hinaus. "Halbstarker!", "Rotzlöffel!", "Urwaldaffe", riefen sie mir noch hinterher - das gefiel mir! So hatte meine Mutter mich oft genannt, vor fast vierzig Jahren. Ich stürzte mit einer Geschwindigkeit von 7,9 m/sec Richtung Erdboden und fühlte mich ob der Titulierungen richtig jung, fast vierzig Jahre jünger! Einstein setzte dem ein Ende. Meine Körpermasse, multipliziert mit der rasanten Fallgeschwindigkeit, setzte beim Aufschlag auf den Grund dermaßen viel Energie frei, dass ich den Maulwurf, den ich schon fast vergessen hatte, mit einem lauten "Urrrfff!" etwa zwei Meter weit spuckte. Das Kerlchen, dankbar über seine Befreiung, befreite nun wiederum mich. Flugs zerbiss der kleine Blinde meine hanfenen Hand- und Fußfesseln und machte sich dann auf den Weg zurück zu den Kleingärtnern, was ich denen gönnte. Morgen Mittag werde ich beim Seniorenstift spazieren gehen.

 

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Kühlschrank zu verschenken und andere Katastrophen

Leseprobe:

 

Gefahr am Stadtrand (Fleischfresserversion)

There's danger at the edge of town … (The Doors)

Paul Glücklich ernährte sich seit Jahren ausschließlich von Döner und Currywurst. So freute er sich ungemein, als er in der fremden Stadt auf einen gastronomischen Betrieb stieß, der Pauls einzige Nahrungsquellen vereint anbot:

Neu: Klaus-Mehmets Currywurstdöner!

stand in weißer Kreide auf einer schwarzen Tafel zu lesen, die sämtliche in Klaus-Mehmets Imbiss erhältliche Speisen feilbot. „Einmal Klaus-Mehmets Currywurstdöner, bitte!“, bestellte Paul Glücklich bei dem Imbissbudenwirt, kramte eine Handvoll Münzen aus der Hosentasche hervor und begann, die 2,99 € für den Currywurstdöner abzuzählen. „Du bist der Erste“, freute sich Klaus-Mehmet, „der Erste, der meinen Currywurstdöner bestellt! Bin total gespannt, wie er dir schmeckt!„ Dann schälte er mit einer elektrischen Heckenschere Streifen von der gigantischen Currywurst ab, die sich auf dem Dönerspieß drehte. „Mit scharf?“, fragte Klaus Mehmet noch und wünschte „Wohl bekomm's!“ als er Paul Glücklich eine Pappschale überreichte, die gefüllt war mit Currywurstdönerbrocken und viel Soße.

Rülpsend und mit einem bedrohlichen Drücken im Bauch bestieg Paul Glücklich eine Viertelstunde später den Bus der Linie 123, der ihn zum Hauptbahnhof bringen sollte. Als Paul das Wechselgeld für den Fahrschein einsteckte und der Fahrer den Omnibus in Bewegung setzte, entschlüpfte Paul ein mörderischer Leibwind. Sofort fielen der Busfahrer, alle Fahrgäste und auch Paul in tiefe Bewusstlosigkeit. Der nun führerlose Bus fuhr auf einen Mannschaftstransportwagen der Bereitschaftspolizei zu. Einige der Beamten, einen terroristischen Anschlag vermutend, feuerten noch durch die Fenster einige Salven aus ihren Maschinenpistolen auf das öffentliche Verkehrsmittel ab. Die gleichzeitige Explosion von Omnibus und Polizeifahrzeug radierte den historischen Altstadtkern aus. Als kurz darauf eine zweimotorige Cessna, getroffen von Blindgängern aus Schnellfeuerwaffen, in das von Touristenmassen besuchte Welfenschloss der Stadt stürzte, verkaufte Klaus-Mehmet bereits seinen zweiten Currywurstdöner mit scharf.

 

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Graubert - Teil 1 der Graubert Trilogie

Leseprobe:

In einer Pfütze reinigte Graubert notdürftig sein Fell und machte sich dann auf den Weg nach Hause. Das würde er Peter besser nicht erzählen, der würde sich schön lustig über ihn machen! Graubert wollte einige seiner auf Vorrat gelagerten Körner fressen, als Trost, gewissermaßen, und sich dann eine Weile schlafen legen. „Besser noch ganz, ganz Tage schlafen ...“, ging es ihm durch den Kopf. Er schämte sich so sehr. Auf Lehmanns Rasen angekommen, wälzte Graubert sich ausgiebig im Gras, um möglichst viel von dem Gruß der Kuh aus dem Fell zu bekommen. Ganz gelang es ihm nicht, das spürte und roch er. Als Graubert sich in der Mauerritze befand, hörte er Stimmen, ihm unbekannte Stimmen. Vorsichtig krabbelte er weiter. Unter der Krachmaschine angekommen, lauschte er. Die Stimmen kamen von seinem Nest unter dem Schrank her. Langsam näherte er sich seinem Heim. Da waren drei Mäuse, drei riesige Mäuse mit enorm langen und dicken Schwänzen! Auch ihre Köpfe waren anders als seiner - viel gedrungener und kräftiger! Eine der Riesenmäuse hatte zudem ein sehr dunkles, fast schwarzes Fell, und es fehlte ihr ein Auge! Die drei lümmelten auf Grauberts Nest wie auf einer bequemen Matratze herum und fraßen seine Vorraete!
„ ... ich sag dir: Wenn ich es dort schaffe, schaffe ich es überall!“, hörte Graubert eine der Riesenmäuse, deren blaue Augen in der Dunkelheit geradezu leuchteten, zu der einäugigen Riesenmaus sagen. Obwohl Graubert sich sehr leise angeschlichen hatte, bemerkten ihn die großen Mäuse - oder hatten sie ihn gar gewittert?
„Sieh da – sieh da, die Maus – trara!“, sagte die dritte der Riesenmäuse, die von einer auffallend rot leuchtenden Schnauzenspitze geziert wurde, als sie Graubert bemerkte.
„Ah!“, sagte die schwarze, einäugige Maus und kam mit tänzelnden Schritten auf Graubert zu. „Du bist wohl der Hausherr hier, was? Wir dachten, wir statten dir mal einen kleinen, nachbarschaftlichen Besuch ab und laden uns zu einem ebensolchen Imbiss bei dir ein. Leider warst du nicht da, und so haben wir uns selbst bedient, stimmt‘s, Jungs?“, erklärte er Graubert und bat seine Kumpels um Bestätigung.
„Ja, genau, so war‘s!“, sagte der Blauäugige und rülpste hemmungslos. „Mit dem Imbiss sind wir schon fertig und wollten gerade gehen, weil du nicht kamst! Aber nun bist du da!“
„Ja“, sagte Graubert, der ein wenig Angst vor den dreien spürte. „Jetzt bin ich da!“ Der Imbiss, stellte Graubert nach einem kurzen Blick in seine Speiseecke fest, war kein kleiner gewesen – sie hatten seine gesamten Vorräte aufgefressen.
„Wo kommt ihr her, und wer seid ihr?“, fragte Graubert, bemüht, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen.
„Er will wissen, wer wir sind und wo wir wohnen!“, sagte die einäugige Riesenmaus lachend und tänzelte um Graubert herum. Graubert verstand nicht, was daran so lustig oder komisch war.
„Na, sag’s ihm schon, Sammy!“, forderte die Rotnase Sammy auf.
„Wir wohnen bei Heinicke im Stall!“, erklärte der Tänzer, und stellte sich vor: „Ich bin Sammy!“
„Und ich“, sagte Blauauge, „bin Frank!“
„Und ich bin Dino!“, sagte Dino.
Dann riefen die drei im Chor: „Man nennt uns das ‚Rattenpack‘!“, und rollten sich vor Lachen über den Boden. Auch was daran so komisch war, konnte Graubert nicht verstehen. Ratten, also. Peter hatte einmal von Ratten erzählt, nichts Gutes, entsann Graubert sich. Sie seien ziemlich dämlich, aber hinterhältig, verlogen und falsch, so ähnlich hatte Peters Charakterisierung der Nager gelautet.
„Sag mal, hast du für deine drei Freunde nichts mehr zum Fressen da?“, fragte Sammy und legte anbiedernd die Vorderpfote um Grauberts Schulter. „Wir haben uns ein paar Tage herumgetrieben und sind ziemlich hungrig!“, erklärte er weiter.
„Ich könnte draußen auf dem Komposthaufen nachsehen, ob etwas da ist ...“, bot Graubert mit ängstlich zitternder Stimme an.
„Na dann mach schon und beeil dich!“, befahl Sammy, „wir sind nicht wählerisch, wir fressen fast alles – wenn’s sein muss, sogar Mäuse, was, Jungs?“, wandte Sammy sich böse lachend an seine Kumpanen, und Graubert hoffte, dass er nur scherzte.
„Und komm nicht auf die Idee, dich zu verdrücken, Sportsfreund!“, drohte Dino, wir hätten dich schnell gefunden! Wir sind zu dritt, und du bist ganz alleine ...!“
„Ich bin nicht alleine!“, widersprach Graubert mit klopfendem Herzen. Obwohl er Angst vor den Ratten hatte, spürte er, dass er sich zu deren Sklaven machen würde, wenn er ihnen keinen Widerstand entgegensetzte.
„So? Du bist nicht alleine? Wo sind denn deine Freunde, wo ist deine Familie? Wir sind schon eine ganze Weile hier im Schuppen, haben überall gesucht, aber außer ein paar Spinnen und Asseln haben wir hier nichts Lebendiges gesehen!“, spöttelte Sammy und entblößte grinsend zwei Reihen riesiger, widerlich gelber Zähne.
„Peter!“, sagte Graubert zunächst leise, und dann lauter: „Peter ist mein Freund, und der könnte jeden Moment hier auftauchen!“
„Habt ihr gehört, Jungs? Sein Freund heißt Peter und könnte jeden Moment kommen!“, feixte Frank mit verstellt ängstlicher Stimme. „Der ist bestimmt groß und stark, dein Freund Peter, was?“, machte Sammy sich lustig, „seht mal her – meine Beine zittern schon vor Angst!“ Albern ließ Sammy seine Beine zittern, dass sein schwarzer Körper bebte und seine beiden Spießgesellen sich wieder vor Lachen über den Boden rollten.
„Rofl!“, grunzte Dino und fragte Graubert: „Und wenn er käme, dein Freund Peter, würde er uns bestimmt verjagen, was?“
„Das ist gut möglich!“, sagte Graubert, schon nicht mehr ganz so ängstlich. „Er mag nämlich keine Ratten. Er hat sogar schon viele von euch getötet – er ist ein großer, schwarzer Kater!“
„Ein Kater? Dein Freund – der Freund einer Maus? Schwarz noch dazu? Das kann doch nur der verrückte ‚schwarze Peter‘ sein!“ Sammy kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein.
Frank, der sich lachend unter dem Schrank hinaus gekugelt hatte, stellte sich auf die Hinterbeine und rief: „Der schwarze Peter? Der meschuggene Fischfresser? Der hat bestimmt noch keine Ratte getötet! Dazu ist der viel zu dämlich! Der ist so dämlich, dass ...“
Etwas in den Gesichtern seiner Kumpel, die unter dem Schrank lagen und ihn ansahen, ließ Frank innehalten. Außerdem sah er, dass die kleine Maus, die eben vor Angst fast geweint hatte, nun lächelte. Plötzlich durchfuhr Franks Körper ein bohrender Schmerz, etwas mörderisch Spitzes schob sich unter seine Nackenhaut. Frank wurde emporgehoben und blickte in die grünen Augen eines schwarzen Katers.
„Grüß dich, Frank! Lange nicht mehr gesehen!“, sagte Peter, der Frank an einer Kralle auf Augenhöhe hochgehoben hatte und ihn nun ein wenig schüttelte. Frank schrie vor Schmerz auf. Sammy und Dino, die bis eben noch ihre bösen Scherze mit Graubert getrieben hatten, duckten sich flach auf den Boden und blickten verängstigt zu Peter und ihrem wimmernden Freund empor.
„Grüß dich, Peter!“, stöhnte Frank, bemüht, sich keine Schmerzen anmerken zu lassen, „wie geht’s denn immer so?“
„Mir geht’s gut, danke der Nachfrage!“, antwortete Peter, betont höflich. „Und entschuldige bitte, dass ich dich unterbrochen habe: Du wolltest gerade deinen Freunden etwas über mich erzählen ...“, sagte Peter und kraulte Frank wenig zärtlich mit einer Kralle der anderen Pfote unterm Kinn.
„Ach, weißt du, Peter, wir haben ein wenig Spaß gemacht, wir drei und dein kleiner Mäusefreund ...“, röchelte Frank.
„Ich weiß, Frank“, sagte Peter, „ich war lange genug hier, um alles mit anzuhören. Ihr habt meinem Freund ein wenig Angst gemacht, Frank - das war nicht nett! Ich fürchte, zur Strafe muss ich euch eine kleine Lektion erteilen!“
„Eine Lektion?“, rief Sammy.
„Was für eine Lektion denn?“, fragte Frank.
„Eine Lektion in Sachen ‚Peter-Ernährung‘!“, antwortete Peter leise und drohend. „Seht mal – ihr seid der Ansicht, ich, der Peter, fräße nur Fisch! Das stimmt nicht – ich fresse alles Mögliche! Und manchmal sogar:“, Peter hielt im Satz inne, Graubert hörte die unweit von ihm kauernden Ratten mit den Zähnen klappern. „Rat-ten!“, vollendete Peter seinen Satz, die beiden Silben gedehnt aussprechend. Husch – husch machte es, und Sammy und Dino waren verschwunden. Graubert sah die Katzentür zweimal einen kleinen Spalt öffnen und wieder schließen.
„Deine Freunde sind nicht sehr mutig!“, stellte Peter fest, „ich bezweifle, dass sie wirklich deine Freunde sind - oder es waren, sollte ich schon sagen. Also dann, Frank, mal sehen, wie es dir in meinem Bauch gefällt!“, sagte Peter, öffnete sein Maul weit, so, dass Frank den Schlund und Peters spitze Zähne sehen konnte. Obwohl Graubert sah, dass der Kater ihm verschwörerisch zuzwinkerte, bekam Graubert Mitleid mit dem nun laut schluchzenden und heulenden Frank. Peter führte die Ratte ganz nahe an sein Maul heran, dann schnupperte er an ihr und verzog das Gesicht. „Igitt - Frank! Wie du stinkst! Schlimmer als ein Stück Sch ...“
„Schon gut, Peter, lass ihn gehen!“, bat Graubert. „So schlimm war’s doch nicht, was sie getan haben! Und es wäre ungerecht, alles an einem auszulassen!“
Peter sah Graubert verwundert an und zuckte mit den Schultern. „Du bist ja ein richtiger Pazifist! Aber gut – wenn du meinst!“, sagte er und zog die Kralle ein, an der Frank eben noch gehangen hatte, worauf die Ratte zu Boden plumpste. „Hoffentlich bereust du deinen Großmut nicht irgendwann, Mäusling! Und du, Gullytaucher – verzieh dich, und lass dich hier nie wieder blicken!“ Langsam, auf puddingweichen Beinen, krabbelte Frank fort. Wäre Peter des Gedankenlesens mächtig gewesen, hätte er gewusst, dass nicht Graubert, sondern er eines Tages bereuen würde.

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Peter - Teil 2 der Graubert Trilogie

Leseprobe:

Peter wusste von dem Wäldchen, in dem sein Bruder lebte. Vor Jahren, bei einem seiner ersten Erkundungsstreifzüge durch das Dorf und dessen näherer Umgebung, war er hin und wieder dort gewesen. Er konnte sich auch noch an das alte Autowrack erinnern. Es lag nur wenige Katzenminuten von Lehmanns Hof entfernt. Ein Feldweg, der durch lange nicht mehr beackertes Feld führte, endete in dem Wäldchen. Noch früher Vormittag, war es doch schon recht warm für die spätsommerliche Jahreszeit. Peter ließ sich Zeit, er trödelte den Pfad entlang. Ein plötzliches Klingeln ließ ihn einen Satz zur Seite machen: Jonas, der Junge, der in dem Nachbarhaus der Lehmanns lebte, kam zügig angeradelt. "Hallo Peter, grüß dich!", rief er dem Kater im Vorbeifahren zu. Jonas kannte Peter gut, schon oft hatte der Junge mit dem schwarzen Kater gespielt und ihn gestreichelt. Peter sah Jonas kurz vor dem Wäldchen abbiegen und in den Fahrradweg einbiegen, der neben der Straße am Wäldchen vorbei verlief. Im Wäldchen angekommen, musste Peter nicht lange suchen. Das Miauen von Kätzchen wies ihm den Weg. Wie ein ungebetener Besucher, und das war er ja auch, schlich Peter sich vorsichtig von Baum zum Baum näher an das Autowrack heran. Bald konnte er es sehen. Auf dem Dach des Autos sonnten sich zwei Katzen, eine rote und ein grauer Tiger. Sie dösten in der würzig warmen Waldluft und öffneten nur gelegentlich blinzelnd die Augen, um ihrem Nachwuchs beim Spielen zuzusehen. Die beiden Katzenjungen, eines schwarzweiß gemustert, das andere grau wie sein Vater, spielten Fangen. Sie jagten einander abwechselnd um das Auto herum. Hatte eines das andere erwischt, balgten sie sich über den moosigen Boden. Sie verbissen sich geradezu ineinander, schlugen Rollen und Purzelbäume, gaben dabei fauchende und quiekende Kampflaute von sich, dass einem unkundigen Betrachter angst und bange werden konnte; Peter, hinter einem dicken Kiefernstamm versteckter Beobachter, schmunzelte über die Kleinen. Er erinnerte sich seiner eigenen Kinderzeit auf dem Bauernhof und den Übungskämpfen mit Amigo. Er wusste noch, dass diese Kämpfe der allgemeinen Ertüchtigung und der Vorbereitung auf ein Leben als erwachsene Katze dienten, mehr nicht. Sie waren bei weitem nicht so brutal, wie es den Anschein hatte. Dennoch - Amigo hatte die Kämpfe immer sehr ernst genommen. Verbissen hatte er gekämpft, nie aufgegeben, kein Unentschieden gelten lassen. Er wollte der Sieger sein, und er war der Sieger jedes Kampfes mit seinem Bruder. Peter hatte das nie gestört, es war ihm egal. Er freute sich, wenn Amigo sich über den Sieg freute. Peter war immer sehr friedliebend gewesen. Auch später hatte er sich bei drohenden Kämpfen lieber durch Flucht gerettet als sich ernsthafte Verletzungen einzuhandeln. Denn schnell - das war er, sehr schnell, sogar. Amigo hob den Kopf, stieß die Nase in die Luft und schnupperte. "Was ist, was hast du?", fragte Layla.
"Da ist was", sagte Amigo leise, setzte sich auf die Hinterpfoten und blickte suchend umher. "Eine Katze, ich wittere eine fremde Katze - nein, einen Kater!", stellte er dann fest und rief seine Kinder zu sich: "Domino, Trigger - sofort ins Haus, los-los!" Die maulten zwar, gehorchten aber doch. Schnell kletterten sie die verrostete Motorhaube empor, sprangen durch das Loch in der Windschutzscheibe auf die Armaturen, von da auf die Vordersitze und den Fußboden; dort versteckten sie sich unter dem Beifahrersitz. Amigo sprang vom Autodach hinunter auf den Waldboden. Mit hoch erhobenem Schwanz folgte er der Witterung. "Hey - komm raus da! Los, zeig dich, ich weiß, dass du da bist!", rief er dem ihm noch unsichtbaren Kater, der für ihn Gegner und Feind war, drohend zu. Nur einen Katzensprung entfernt, kam ein schwarzer Kater hinter einem Baum hervor. "Mach, dass du weg kommst, los: verschwinde! Du hast hier nichts zu suchen, hörst du!?", rief Amigo dem Schwarzen zu. Der blieb erstaunlich gelassen. "Doch, ich hab hier was zu suchen!", gab der dreiste Bursche zu Antwort.
"Zweihundertdreiundsiebzig …", murmelte Amigo, nicht ohne Vorfreude. Er legte die Ohren an, duckte sich sprungbereit an den Boden, entblößte die Zähne und fauchte sein Gegenüber an: "Was erlaubst du dir? Was glaubst du, wer du bist?"
Der Schwarze zeigte keine Spur von Angst, im Gegenteil. Lässigen Schrittes kam er auf den zum Kampf bereiten grauen Tiger zu und rief fröhlich: "Ich erlaube mir, dich herzlich zu grüßen! Ich glaube, ich bin dein Bruder!"

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Ein Katzensprung - Teil 1 der Graubert Trilogie

Leseprobe:

(…) "Diesmal haben sie es wohl wirklich geschafft!", stellte Kleoprata fest, nachdem der Mensch ihr und Katsche und Rollo, den Mitbewohnern des großen Drahtkäfigs, das morgendliche Futter gebracht hatte.
"Sieht so aus, ja", bemerkte Katsche, bereits schmatzend.
"Haben sie es schon oft versucht?", fragte Rollo, der jüngste des Trios, der erst am Vortag ins Tierheim gekommen war.
"Sehr oft, ja", sagte die schwarzweiße Kleoprata. Sie war alt und fraß nicht mehr viel. Lieber lag sie in ihrem Korb und döste, hörte den anderen Katzen zu, oder sah Katsche und Rollo beim Spielen oder Fressen zu, so wie jetzt.
"Verkatzt oft ham sies vasucht! War der fümpfte Vasuch, schtümms, Kleo?", fragte der graue Paule aus dem Nachbarkäfig. Er saß auf einem zerkratzten Kletterbaum und sah durch den Maschendraht auf die alte Katzendame hinunter. Dabei wedelte er mit dem Schwanz, der auffallend kurz war. Kleoprata zählte im Geiste.
"Ja, das kommt hin, Paule!", bestätigte sie dann nickend. "Aber ich bezweifle, dass sie weit kommen werden. Und ich bezweifle, dass sie es noch mal versuchen werden. Peter kann mit seinem kaputten Bein nicht mehr weit laufen - außerdem war er müde, er mochte nicht mehr. Nicht mehr essen, nicht mehr spielen und … Ja, manchmal hatte ich den Eindruck, er mochte nicht mal mehr leben. Aber Susi hat ihn immer wieder aufgemuntert, so gut es eben ging. Sie wollte unbedingt raus hier, zu ihren Kindern wollte sie zurück, oder sie wenigstens einmal wieder besuchen, und ihren Peter wollte sie nicht alleine lassen. Er hätte so vieles für sie und ihre Söhne getan, hat sie mir mal erzählt, sie könne Peter unmöglich alleine lassen."
Katsche hatte man vor einem Jahr an einer Autobahnraststätte gefunden, mit einer Wäscheleine hinter der Tankstelle an einem Busch angebunden, mit einer Wäscheleine, die den Kater damals fast erwürgt hatte, beim Versuch, ihrer Fesselung zu entkommen. Katsche hatte sein Frühstück beendet und machte Morgentoilette.
"Wir haben dir hoffentlich genug übrig gelassen, Kleo!", sagte er, nachdem er sich ausgiebig geputzt hatte zu der alten Katzendame und legte sich zu ihr ins Körbchen.
"Ist recht, Jungs, das wird schon reichen!"
"Wie lange waren die beiden hier? Wie sind sie entkommen?", wollte Rollo wissen und putzte sich nun ebenfalls, "und was ist mit Peters Bein passiert?" Rollo war ein Findelkind. Ein halbes Jahr alt, höchstens, hatte ihn eine Tierpflegerin vor dem Tor zum Tierheim gefunden, in einem Karton aus stabiler Pappe. Ein Karton, in dem, das war der Beschriftung anzusehen, einst Schokoladendrops der Marke "Rollo" befördert worden waren. Wenigstens war der Karton mit genügend Löchern für die Luftzufuhr versehen worden, und sogar einige Scheiben Salami lagen darin, von denen das Kätzchen allerdings nichts gefressen hatte.
Kleo antwortete mit geschlossenen Lidern, leise und mit bedächtig gesetzten Worten. "Sie waren schon lange hier. Ich hörte den Menschen vorhin zu einem anderen sagen, seit zwei Jahren seien sie hier gewesen, und nie hätte sich jemand für sie interessiert!"
"Warum interessierte sich kein Mensch für Susi und Peter?", fragte Rollo erstaunt, der sich flach neben Kleos Korb gelegt hatte.
"Sie waren schon zu alt! Die Menschen, die hierher kommen, wollen junge Katzen haben, so wie dich, Rollo! Du wirst uns nicht lange Gesellschaft leisten, das weiß ich!"
Katsche nickte zustimmend. Auch Paule aus dem Nachbarkäfig pflichtete ihr bei. "Ja, verkatzt noch eins, so olle Kater wie mir will keiner mehr nich ham! Wir bleim hier, bis wa vatrocknet sind! Und denn der Peter mit sein Hinkebein, und olle Susi mit ihr abbes Ohr … Wer will denn solche Krüppelkatzen noch ham wolln?"
"Eben!", rief Katsche. "Mich wollte auch niemand haben, auch nicht, als ich noch jung war! Weil ich mir beim Kampf mit einem fremden Kater den Schwanz an einem rostigen Draht aufgerissen habe. Das Schwanzende musste abgeschnitten werden. Bald darauf sind meine Menschen fort gezogen, haben mich nicht mitgenommen, sondern hier abgegeben. Solange ich meinen Stummelschwanz versteckt hielt, haben sich viele Menschen, die Katzen haben wollten, für mich interessiert. Aber spätestens wenn sie mich auf dem Arm hielten, haben sie's immer entdeckt. Oder der Tierheim-Mensch hat's ihnen verraten … Und jetzt bin ich sowieso schon zu alt …"
"Warum fehlte ihr überhaupt ein Ohr?", fragte Rollo. Kleo seufzte.
"Nun mal der Reihe nach. Das sind viele Fragen und das ist eine lange Geschichte. Aber ich will sie dir gerne erzählen Rollo. Ich habe sowieso nichts weiter vor!" (…)


"Der Nachbarsjunge, Jonas, hält sich auch zwei Katzen…", erzählte Susanne und Rüdiger fiel ihr ins Wort:
"… die heißen Pelé und Beckenbauer und schlafen sogar in seinem Bett - ist das nicht widerlich?" Alle nickten gemeinsam und Rüdiger fuhr fort: "Wegen der Katzen haben wir uns mit den Knakendöffels, so heißen die Nachbarn, bereits entzweit. Ich habe die Biester mehrmals dabei beobachtet, wie sie in unseren Garten gekackt haben!"
"Rüdiger!" Susanne war über den vulgären Ausrutscher ihres Gatten entsetzt.
"Ist doch wahr!", beharrte der und erzählte weiter: "Ich hab's im Guten versucht mit den Knakendöffels. Sie sollen ihre Katzen im Haus halten, denen ein Katzenklo hinstellen und sie nicht mehr in unseren Garten lassen. Da kommt deren Sohn dazu, so ein Punk, mit Ring im Ohr und wird gleich pampig - denkt euch nur! Wir sollen uns nicht so haben, seine Katzen wären schon viel länger hier als wir, die hätten ältere Rechte, und es wäre Tierquälerei, würde er die beiden jetzt eingesperrt halten. Und das Größte: seine Eltern haben ihm sogar noch beigestanden!"
"Nicht möglich!", fand Heinz.
"Doch, hier auf dem Dorf ist alles möglich. Na ja, das sind Tischlerleute, einfache Menschen. Da darfst du nicht viel erwarten!"
"Ja, es kann der Beste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn …"
"… nicht gefällt - sehr richtig!", nahm Susanne die Steilvorlage ihrer Freundin auf. "Und von unmöglichen Nachbarn sind wir hier geradezu umringt, jawohl! Der Bauer da drüben, Heinicke …" Susanne deutete mit einer abfälligen Kopfbewegung auf den grünen Sichtschutzzaun, an dem junge Efeupflanzen rankten. "Stellt euch vor - seine Kühe kamen bis an unseren Zaun und machten ihr Geschäft direkt daneben!"
"Iiiiih!" Anita verzog angewidert das Gesicht und setzte die frisch gefüllte Kaffeetasse ab, ohne getrunken zu haben. "Und wisst ihr, was der Bauertrampel gesagt hat, als wir ihn darauf ansprachen, im Guten, natürlich?" Heinz und Anita wussten es nicht.
"Das wäre nun mal so auf dem Dorf, und wir würden uns schon noch daran gewöhnen!"
"Unglaublich!" Heinz schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Tassen auf den Untertassen und der Deckel auf der Kaffeekanne schepperten. "Was sind das nur für unzivilisierte, rücksichtslose Menschen hier?"
"Nun ja. Da war's dann natürlich mit unserer Gutmütigkeit und unserer Friedensliebe aus, wie ihr euch denken könnt! Dr. Stransky, unser alter Familienanwalt, hat dem Trampel einen Brief geschrieben, der es in sich hatte. Und mit dem in der Hand kam der Stinkebauer dann ganz klein bei uns an und wollte verhandeln. Nix da - haben wir gesagt! Und bald darauf hat er dann die Forderungen von Dr. Stransky, die natürlich ganz in unserem Sinne waren, umgesetzt. Zehn Meter von unserem Zaun entfernt hat auch er einen Zaun gezogen - einen Elektrozaun. Jetzt müssen wir seine ekligen Kühe wenigstens nicht mehr riechen!" Ein lang gezogenes, nicht zu überhörendes "Muuuuh!" fiel in Rüdiger Zeiskes letzte Worte. Einige Minuten waren die vier Freunde still und genossen den frisch gekauften Kuchen. Von Bauer Heinickes Hof her war das dieselige Tuckern eines Traktormotors zu hören. Susanne fuhr fort zu erzählen: "Jedenfalls haben uns dieses Haus und dieses Grundstück sehr viel gekostet, Geld und Nerven, viel mehr, als wir zunächst kalkuliert hatten. Manchmal denke ich, abreißen und neu bauen wäre billiger gewesen!", seufzte sie. Das Tuckern des Traktors kam näher und wurde lauter. Verärgert blickte Susanne in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
"Noch Kuchen, ihr Lieben? Greift zu - es ist genug da!" Mittlerweile übertönte der Motorenlärm des landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuges die normale Gesprächslautstärke. Über den Sichtschutzzaun hinweg konnten die vier das Kabinendach des Fahrzeuges sehen. Der Traktor stand direkt hinter dem Holzgeflechtzaun. In der Kabine saß Bauer Heinicke und winkte den vieren zu. Rüdiger Zeiske erhob sich ruckartig aus seinem Gartenstuhl. Dabei rutschte ihm die Papierserviette von der hellen Sommerhose.
"Hey - Sie!", rief er dem Bauern zu und fuchtelte aufgeregt mit der Hand in der Luft herum. "Machen Sie, dass Sie da weg kommen - Sie sehen doch, dass wir Gäste haben!" Bauer Heinicke entstieg seiner Fahrerkabine durch die rückwärtige Tür, der Motor tuckerte gleichmäßig und laut im Leerlauf. "Ich kann Sie nicht verstehen!", rief er, der nun aufrecht stand und sich am Türgriff festhielt, der Kaffeerunde zu. "Mein Trecker macht so'n Krach - ich bin aber gleich wieder weg, muss nur eben was abladen!"
Rüdiger Zeiske nahm wieder seinen Platz ein und schüttelte verärgert den Kopf. "Dieser … dieser … Störenfried! Mit dem werden wir noch viel Freude haben, fürchte ich!"
"Er aber nicht mit uns!", erklärte Susanne Zeiske resolut.
"Was treibt der da überhaupt?", fragte Heinz irritiert. Bauer Heinicke machte sich, wie ein rhythmisch quietschendes Geräusch vermuten ließ, scheinbar an einem Drehverschluss zu schaffen. Dann sahen sie ihn wieder zu seiner Führerkabine empor klettern. "Bin schon weg!", rief er ihnen lachend zu und hob grüßend die Hand, bevor er sich auf den Fahrersitz sinken ließ. Er gab Gas, der Traktor fuhr langsam an und zog den, für Zeiskes und ihre Gäste unsichtbaren, Tankwagen hinter sich her, aus dessen geöffnetem Abflussrohr sich feinste Gülle auf die Wiese ergoss, nur wenige Meter von der um Schlagsahne und Erdbeerkuchen versammelten Gruppe entfernt. (…)

Hermann Redlich wurde ungeduldig. Um nicht nervös zu werden, beruhigte er sich mit Gedanken an Leckereien. Außer einem jungen, recht kleinen Wildhasen war ihm noch nichts vor die Flinte gekommen. Wieder setzte er das Gewehr ab und rieb sich die Augen. "Verdammich, wenn ich nicht bald einen Hasen erwische, muss Renate die Speisekarte ändern. Langsam wird's mir zu kalt, außerdem habe ich bald nicht mehr genügend Büchsenlicht …" Hermann Redlich suchte mit den bloßen Augen den Wald ab. Hin und wieder schien der Mond durch Wolkenlücken und tauchte Bäume und Büsche in kaltes Licht. Da! Eine Bewegung, vor der alten, morschen Kiefer! Hermann Redlich presste ein Auge an das Zielfernrohr seines Gewehres. Über die Zieleinrichtung visierte er den Fuß der uralten Kiefer an. Eine Katze. Eine rote Katze, sogar die Farbe des Fells konnte Redlich erkennen. Und noch etwas, ein Detail, eine winzige Besonderheit an dieser Katze konnte er durch das stark vergrößernde Fernrohr sehen: Es fehlte ihr das linke Ohr. "Verdammtes Mistvieh - kein Wunder, dass ich keinen Hasen zu sehen kriege, wenn du sie alle verjagst! Na warte, du Störenfried!", sprach Hermann Redlich wortlos zu sich selbst. Die Katze schien im Wurzelwerk des toten Baumes auf etwas zu lauern. Völlig reglos stand sie. Redlich sah das linke Auge der Katze genau im Zentrum des Fadenkreuzes. Er atmete ruhig, zog den Abzughebel seines Gewehres langsam durch, bis der den Druckpunkt erreicht hatte. Eine weitere, winzige Anspannung in der Muskulatur seines rechten Zeigefingers, und krachend löste sich der Schuss.
Peter war fest eingeschlafen. Es ging ihm gut. Lange hatte er sich nicht mehr so wohl gefühlt. "Erstaunlich, was ein gutes Essen alles bewirken kann …", hatte er gedacht, bevor er eingeschlafen war. Und an seine Freunde hatte er gedacht. An die Mäuslinge. An den Buck. An Pelé und Beckenbauer, seine Ziehkinder. Und an Susi hatte er gedacht, bevor er eingeschlafen war. Dass sie ein Glücksfall für ihn sei, hatte er gedacht. Dass er vermutlich nicht mehr leben würde, wenn sie nicht immer da gewesen, auf ihn acht gegeben, ihn immer wieder ermutigt hatte, wenn er verzweifelte. Die ihm sogar Futter gefangen hatte, ihn gefüttert hatte. "Wie eine Katze ihr Kätzchen…", hatte Peter gedacht und war in einen Traum hinüber geschlafen. Im Traum sah er sich selbst als junge Katze, einige wenige Wochen alt, erst. Er spielte auf dem Bauernhof, auf dem er geboren worden war. Er spielte mit einer Feder, sein Lieblingsspiel, wenn er nicht Fangen mit seinem Bruder Amigo spielte. Er jagte der Feder hinterher, der Flaumfeder, die vom Wind und Peters Pfötchen immer wieder in die Höhe getrieben wurde, um dann langsam gen Boden zu gleiten. Bevor sie auf die Erde fiel, sprang Peter wieder nach ihr, schlug mit seinen winzigen Pfoten nach ihr, verschaffte ihr wieder Auftrieb. Immer und immer wieder. Dann verharrte Peter auf den Hinterpfoten hockend, und sah die Feder hinab trudeln, genau auf ihn zu. In dem Moment, als sie fast seine kleine, schwarze Nase berührt hätte, gab es einen lauten Knall. Die Feder war verschwunden. Peter wurde wach. Er hörte noch das Echo durch den Wald hallen.

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Ernie Erpelgrün

Ernie Erpelgrün trifft einen Buck

Frau Bürzelbreit, Ernies Kükengärtnerin, hatte Husten, und der Kükengarten fiel aus. So hatte Ernie einen ganzen Vormittag frei - am Nachmittag war er mit Fiona Federweich zum Schwimmen verabredet. "Es ist toll, frei zu haben!", dachte Ernie, als er sich nach dem Frühstück von seiner Mutter verabschiedet hatte. "Eine Million Sachen kann ich heute Vormittag tun!", freute er sich und watschelte über die große Wiese. "Ich könnte zum Beispiel …", überlegte Ernie, während er den fleißigen Bienen zusah, wie sie Nektar in den Blüten der Wiesenblumen sammelten. " … Andererseits wäre es vielleicht besser, ich würde erstmal …", grübelte Ernie und winkte Hans Hopp zu, dem kleinen Hasen, der gerade von einem Löwenzahn naschte. "Nein - ich werde zunächst…", beschloss Ernie und kratzte sich mit der Flügelspitze am Kopf. "Es gibt eine Million Sachen, die ich tun könnte, und mir fällt nicht eine einzige davon ein!", stöhnte Ernie und stellte dann fest: "Mir ist langweilig!"

Trotzig setzte der kleine Erpel sich auf die große Wiese und ärgerte sich. "Warum musste Frau Bürzelbreit auch unbedingt heute einen Husten bekommen? Warum nicht erst übermorgen? Da ist Samstag! Da ist sowieso kein Kükengarten!", maulte Ernie vor sich hin. Während der kleine Enterich da saß und schmollte, kam die Sonne hinter der großen Eiche hervor, die jenseits des Teiches stand. "Jeden Morgen, etwa zur gleichen Zeit, geht die Sonne hinter dem großen Baum auf, und jeden Abend, etwa zur gleichen Zeit, geht sie hinter Lehmanns Scheune unter!", wusste Ernie. "Das ist schon toll!", staunte er und genoss die wärmenden Strahlen der Sonne. "Überhaupt ist die Natur etwas ganz Tolles!", erzählte Ernie sich selbst, um die Langeweile zu vertreiben. "Manchmal regnet es, und manchmal scheint die Sonne - und so ist immer genug warmes Wasser im Teich! Außerdem wachsen davon die Blumen, also das Frühstück für Hans Hopp und das Futter für die Bienen, hat Papa gesagt!"

Ernie freute sich, einen so klugen Vater zu haben, der so viel über die Natur wusste. "Manchmal macht die Natur aber auch merkwürdige Sachen, sagt Papa!" Hans Hopp hatte seine Mahlzeit beendet und war angehoppelt gekommen, um Ernie zuzuhören. Ernie freute sich, einen Zuhörer zu haben. "Manchmal", fuhr er fort, "macht die Natur zum Beispiel ein Erdbeben! Dann tut sich ein großes Loch in der Erde auf, Bäume fallen um, Häuser stürzen ein und Entennester gehen kaputt!" Hans Hopp stotterte vor Aufregung: "Da-da-das ististist ja schrecklich!" Ernie nickte bedeutungsschwer mit dem Kopf und schwieg viel sagend.

Was war das? Da bewegte sich etwas unter Ernies kleinem Po! Da - schon wieder! Es bewegte sich immer heftiger! Auf einmal blickte der kleine Erpel nicht mehr zu dem größeren Hasen auf - er blickte zu ihm herunter! Ein Berg wuchs aus der Wiese heraus, genau unter Ernie! "Bleib hier, Hans! Lauf nicht fort!", rief Ernie noch, der wie gelähmt auf dem direkt unter ihm wachsenden Hügel saß! Doch Hans Hopp war so verängstigt von dem, was da geschah und hoppelte davon, so schnell er konnte. "Ein Erdbeben!", dachte Ernie noch, "das ist ein Erdbeben!" Dann öffnete sich die Spitze des Hügels und Ernie fiel in die Erde hinein.

"Aua!", schrie er, als er mit dem Hinterteil auf feuchtem Grund landete. Es tat ihm nicht weh, er hatte sich nur erschrocken. Ernie schnupperte. Es roch eigenartig, aber nicht unangenehm. Und es war kühl. Hoch über sich, in unerreichbarer Höhe, sah er das Loch, durch das er gefallen war. Da schien die Sonne herein und sorgte wenigstens für etwas Licht in der Dunkelheit. Ernie konnte erkennen, dass es ein langes Loch war, eine Art Tunnel, in dem er sich befand. "So funktioniert also ein Erdbeben", dachte Ernie. "Hoffentlich ist die große Eiche nicht umgefallen!", wünschte er. "Und Lehmanns Scheune - hoffentlich ist die nicht eingestürzt, beim Erdbeben!" Ernie dachte weiter nach, dann erst fiel ihm die größte denkbare Katastrophe ein: "Unser Nest! Hoffentlich ist unser Nest nicht kaputt! Wo sollten Papa und Mama und Bobby und Bibi und Trutzi und Lucy und Luggi und Mucki schlafen, wenn unser Nest kaputt ist?", dachte er weiter, und dann: "Und ich? Wo soll ich schlafen, wenn unser Nest zerstört ist - falls ich jemals wieder hier herauskommen sollte?" Ernie blickte an den steilen Wänden empor zu dem Loch, das er ohne Hilfe nie und nimmer erreichen konnte. "Ich bin alleine, tief drinnen in der Erde, verschluckt von einem gewaltigen Erdbeben …", dachte Ernie und begann zu weinen. (...)

Das Ebook hat ca. 45 Seiten und ist u.a. erhältlich bei folgenden Anbietern:

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Ernie Erpelgrün rettet die Welt

"Sieh mal Erich, da kommt Dein Sohn, mit seiner kleinen Freundin!", sagte ein Kollege zu Ernies Vater. Der hielt im Picken inne. Tatsächlich, sein kleiner Ernie - und Federweichs Fiona! Ganz aufgeregt und außer Atem erreichte Ernie seinen Vater.
"Papa! Papa! Der Bauer! Der Teich! Alles kaputt! Karl! Karpfen! Krank! Tot! Der Bauer! Schnell!", keuchte Ernie.
"Wir müssen Karl Karpfen retten, sonst stirbt er! Er ist schwer verletzt! Der ganze Teich ist voller Müll! Irgendetwas davon muss den armen Karl verletzt haben! Der Bauer muss kommen!", übersetzte Fiona, ebenfalls kurzatmig aber sehr gefasst. Erich Erpel und seine Kollegen hörten ihr aufmerksam zu.
"Richtig, da kann nur der Bauer helfen!", entschied Ernies Papa, "Und der ist im Kuhstall - los, kommt alle mit!", forderte er die anderen Enten auf.

Bauer Lehmann brachte seinen Kühen frisches Stroh. Grad eben hatte er gut gefrühstückt, freute sich schon aufs Mittagessen und sang ein Lied vor sich hin. Kräftig stieß er mit der Forke ins Stroh und unterhielt sich mit seinen Kühen! "Da, Berta - frisches Bettzeug für dich, damit du's bequem hast und ordentlich Milch gibst!" Zufrieden gab die dicke Berta ein lautes Muuuh! von sich! Doch - was war das? "Was ist das für ein Lärm, für ein Geschnatter?", fragte Herr Lehmann sich und seine Berta! Er drehte sich um und wusste sofort, woher der Krach rührte! Gut ein Dutzend seiner Enten kam in den Stall gestürmt, als sei der Fuchs hinter ihnen her! Zwei der Küken waren auch dabei! Beim Bauern angekommen, umrundeten sie ihn aufgeregt und laut schnatternd! Und die beiden kleinen Küken pickten gar auf seine Gummistiefel ein! "Was ist? Was habt ihr?", fragte der Bauer, "wollt ihr mir etwas zeigen?" Sofort schnatterten die Enten noch lauter! "Na, dann mal los!", sagte Bauer Lehmann und lachte. Er stellte die Forke ab und ging mit großen Schritten hinter der kleinen Entenschar her. Die Enten sahen sich immer wieder nach ihm um, so, als wollten sie sich versichern, dass er ihnen wirklich folgte. "Ich hab schon viel erlebt! Aber dass meine Enten mich entführen - das ist neu!", dachte Herr Lehmann und war gespannt.

"Kreuzdonner noch eins! Verflixt und zugenäht! Himmel, Arsch und Zwirn! Der Teufel soll die holen, die das getan haben!", schimpfte und tobte Herr Lehmann, als er gemeinsam mit den Enten am Ufer des Teiches angekommen war und sah, was geschehen war! Er stampfte vor Wut mit dem Fuß auf die Erde, riss sich seinen alten Hut vom Kopf und schmiss ihn zu Boden! Dann stemmte er die kräftigen Hände in die Hüften, holte tief Luft und besah sich das Übel! Nicht genug, dass die Uferpflanzen großen Schaden genommen hatten und dass allerhand Schrott und Gerümpel im Teich herum trieb - es hatte auch den alten Karpfen erwischt! "Der Karpfen lebte hier schon, als ich noch ein Kind war!", schrie Herr Lehmann! "Wenn ich die erwische, die ihm das angetan haben, dann …!" Er ließ offen, was den Übeltätern geschehen würde. Stattdessen sahen die Enten ihren Bauern plötzlich beherzt in den Teich steigen - in Gummistiefeln und Arbeitskleidung! Sofort versank er bis zur Brust im Wasser und schwamm hin zu ihrem Bürgermeister! Im Wasser stehend, sein Kopf schaute gerade noch aus dem Wasser heraus, zog der Bauer sich die dünne, blaue Arbeitsjacke aus, wickelte den kranken Fisch vorsichtig darin ein und stakste durchs Wasser zurück zum Ufer. Er kletterte aus dem Teich heraus und lief fort, mit quatschenden und patschenden Stiefeln, triefenden Kleidern und dem schwerverletzten Fisch in den Armen.

Traurig sah die kleine Entenschar dem davon eilenden Bauern hinterher. "Hoffentlich wird Herr Karpfen wieder gesund, nak nak!", sagte Fiona leise.
"Was wohl geschehen ist, wo wohl all' dieser Müll herkommt …", fragte Ernie sich und die anderen Enten.
"Menschen werden die Dinge in den Teich geworfen haben!", erklärte Ernies Vater, und die anderen älteren Erpel nickten zustimmend mit den Köpfen und begaben sich dann auf den Heimweg. "Die Menschen werden es mit einem großen Qualmkarren herangefahren und ins Wasser gekippt haben - zum Tragen sind die Dinger zu schwer und zu groß!"
"Mit einem Qualmkarren?", fragte Ernie, der nicht wusste, was das ist.
"Ja! Die Qualmkarren sind riesige Karren, aus denen hinten Qualmwolken herauskommen, wenn sie auf ihren vier großen Reifen fahren! Die Menschen sitzen vorne in einem kleinen Häuschen und drehen an einem großen Rad, und damit steuern sie die Qualmkarren!"
"Wenn die so groß und schwer sind - dann müssten wir doch Abdrücke von den Reifen hier in der Wiese finden …", überlegte Fiona halblaut.
"Das ist gut möglich, Fiona!", gab Vater Erpelgrün ihr recht, "aber warum … wieso willst du sie finden, die Abdrücke?"
Fiona, die schon langsam und suchend am Teichufer entlang watschelte, blieb kurz stehen, drehte sich um und sagte: "Wenn wir den Spuren folgen, finden wir den Menschen, der Herrn Karpfen verletzt hat!"

Ernie und sein Vater folgten ihr. Und tatsächlich - die drei mussten nicht lange gehen, bis sie im weichen Wiesengrund breite und tiefe Zickzackmuster fanden.
"Da!", sagte Ernie, "das müssen die Qualmkarrenspuren sein!"
"Ja, Ernie, das sind sie!", gab ihm sein Vater recht. Nun watschelten die Enten zwischen den beiden Spuren entlang, die von den Rädern des Qualmkarrens in den Boden gedrückt worden waren.
"Es dauert zu lange!", sagte Fiona, "wer weiß, wie weit der Qualmkarren gefahren ist! Wenn wir den Spuren zu Fuß folgen, sind wir womöglich tage- und nächtelang unterwegs!"
"Und wie willst du den Spuren dann folgen, Fiona?", fragte Ernie seine Freundin.
"Fliegend!", sagte Fiona, "wir müssen fliegen, Ernie!"

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